Don´t work harder but work smarter.

 Gastbeitrag von Prof. Dr. Eckehard Müller.

Fachkräftemangel ist ein Thema, das ständig für neuen Diskussionsstoff sorgt. Studien zeigen nahezu einhellig, dass wir einen Fachkräftemangel haben und sich dieser noch verschärft, da durch den demografischen Wandel die Jugendlichen, die zukünftig dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, weniger sind, als der Anteil der Arbeitnehmer, die in den Ruhestand wechseln. Da schließe ich auch die Pensionäre ein. 

Fachkräftemangel – Ein leidiges und „heißes“ Thema

Die Bundesregierung hat die Absicht dem Fachkräftemangel durch Zuwanderung zu begegnen. Es heißt von anderer Seite, gewisse Tätigkeitsbereiche ansprechender zu machen. Dadurch wird auch eine Konkurrenzsituation zwischen einzelnen Branchen geschaffen. Es sollen mehr Arbeitslose für den Arbeitsmarkt weiter qualifiziert werden. Wenn man sich die Meinungen und Vorschläge anschaut, geht es immer darum mehr Menschen dem Arbeitsmarkt zuzuführen. Das sind alles die klassischen Instrumente und Vorgehen. In der Industrie, insbesondere der Automobilindustrie, geht man schon aufgrund der Wettbewerbsfähigkeit andere Wege: Prozessoptimierung und Digitalisierung.

Stichwort: Lean Management

Bis jetzt ist der Lean-Gedanke im Wesentlichen auf die Industrie beschränkt. Wer hat den außer der Industrie noch Fachkräftemangel? Das Handwerk und auch die öffentliche Hand. Ich denke hier auch an Lehrer. (Nicht der Unterricht, sondern Prozesse um das Unterrichten hat man anzuschauen.)

Ich möchte den Lean-Gedanken in einem „Slogan“ zusammenfassen: Don’t work harder but work smarter. Prozesse müssen effektiver gestaltet werden. Dabei heißt es nicht schneller zu arbeiten, sondern anders, das effektiver ist. Sie werden vielleicht denken: Wie soll das denn gehen? Dazu ist ein radikales Umdenken erforderlich, was durch eingefahrene Arbeitsmuster behindert wird. Wir haben es schon immer so gemacht! In der Industrie hat dieses Umdenken bis zu 5 Jahre bei Unternehmen gedauert, wenn man konsequent am Ball bleibt.

Manche Handwerksbetriebe haben sich mit diesem Gedanken angefreundet und fahren damit nicht schlecht. „Prozesse ändern“ ist hier das Schlagwort. Wo sind die nicht-wertschöpfenden Abschnitte? Diese TÄTIGKEITEN heißt es zu minimieren.

Das Gleiche gilt auch für Verwaltungsarbeiten. Wenn man den öffentlichen Dienst betrachtet, so ist der Lean-Gedanke weit weg. Es hat einige gute Ansätze gegeben, die aber wieder im Sand verlaufen sind. Ein Stichwort ist Vereinfachung. Friedrich Merz sprach vor Jahren, die Steuererklärung auf zwei Seiten machen zu können.

Dann bitte Digitalisierung

In der Automobilindustrie laufen viele Kundenlieferantenprozesse digital. Rechnungen werden digital übermittelt. Lieferabrufe getätigt, usw. Da sind wir in Deutschland bei etlichen Kleinunternehmen und der öffentlichen Hand in Deutschland noch weit entfernt. Prof Syska (Hochschule Niederrhein) sieht bei der Umsetzung des Lean-Gedankens ein riesiges Potential. Der kleine EU-Staat Litauen hat es verstanden Digitalisierung voranzutreiben. Er wird auch Smart Country bezeichnet. 90 % aller „Behördengänge“ sind online zu erledigen: Auto anmelden, digitaler Personalausweis,……..

In Deutschland versinken wir in einem Vorschriftendschungel, der kontraproduktiv ist. Ich bekomme dieses täglich als Beamter zu spüren. Seit fast 25 Jahren beobachte ich diese Entwicklung. Immer wieder gibt es Eventualitäten, denen man begegnen will. Der Kosten-Nutzen-Aufwand wird dabei völlig außer Acht gelassen. Insofern stimme ich Prof. Syska zu. Er spricht von Verschwendung von Steuergeldern.

Ich möchte zurück zu dem Fachkräftemangel kommen. Besser und effektiver zu arbeiten, hat nicht unbedingt etwas mit Entlassungen zu tun. Ein Handwerksbetrieb kann die Lücke mit neuen Aufträgen schließen. Eine Win-Win-Situation. Weniger Wartezeit für den Kunden und mehr Umsatz für den Handwerksbetrieb. Ich will mich hier nicht um den öffentlichen Dienst drücken. Hier werden die Einstellungszahlen eine Zeitlang zurückgehen oder z. B. durch ein Prämiensystem Personen bewegt, sich eine neue Arbeitsstelle zu suchen. Diese Leute stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung und helfen den Fachkräftemangel zu begegnen.

Prof. Dr. rer. nat. Eckehard Müller

Hochschule Bochum Fachbereich Mechatronik und Maschinenbau und Zentrum für Lehrerbildung

Ich möchte den Lean-Gedanken in einem „Slogan“ zusammenfassen: Don’t work harder but work smarter. Prozesse müssen effektiver gestaltet werden. Dabei heißt es nicht schneller zu arbeiten, sondern anders, das effektiver ist.